Der erste Gebetsraum
Aus der Ems-Zeitung vom 24. Oktober 2011
Altes Pastorat in neuem Glanz
Jahrhundertealte Villa am Papenburger Hauptkanal renoviert
Die ersten Gottesdienste in Papenburg fanden einst im Haus des Kammerdieners Hölscher statt. Foto: wm
wm Papenburg. „Jetzt kann man das schöne Haus wieder sehen.“ Benedikt Pohl ist nicht nur stolz auf den Erwerb der Villa am Papenburger Hauptkanal (ehemals Sale é Pepe), sondern auch auf die „umfangreichen Renovierungsarbeiten, die unter anderem mit der Entfernung der Plastikwände und -dächer auf der Terrasse den Blick auf das Haus ermöglichen“.
Dass er mit der Villa ein Haus mit historischem Hintergrund erworben hat, habe er beim Kauf nicht geahnt, gibt der neue Besitzer zu. Im Jahr 1662 hatte sich auf „Plaatze 211 Heinrich Hölscher häuslich eingerichtet“, schreibt Alexander Geppert 1955 in „Die Stadt am Kanal“. Hölscher, beim Bezug des Hauses bereits im Ruhestand, war Kammerdiener des Drosten und Gründers Papenburgs, Dietrich von Velen. Als „vermögender Mann“, so Hermann-Josef Döbber in seinem Werk „Eine Zeitreise“, ging Hölscher viel auf Reisen und siedelte bereits 1633 nach Paris über, wo er drei Jahre später starb. Sein Haus am Hauptkanal vermachte er den seinerzeit 34 Kolonisten Papenburgs mit der Maßgabe, „dass es für die Zukunft als Pastorat des jeweiligen Pfarrers diene“, heißt es in der Festschrift „300 Jahre St. Antonius Papenburg“.
Mit dem Bau der ersten Antoniuskirche auf dem jetzigen Ceka-Parkplatz wurde erst im Jahr 1674 begonnen. Davor fanden Gottesdienste, die ersten in Papenburg, durch Meppener Jesuiten im Haus des Kammerdieners Hölscher statt. Nach Fertigstellung der Kirche diente das Haus bis ins Jahr 1899 als Wohnung für den Pfarrer der Kirchengemeinde. Danach erwarb der Kaufmann Joseph Mammes die Villa, dessen Frau Henriette in der Kirchengemeinde St. Antonius den Katholischen Frauenbund gründete. Weiterer Eigentümer des Hauses war Dr. Adalbert Hartmann, ein praktischer Arzt und Mitbegründer des Deutschen Roten Kreuzes in Papenburg.
Nach der abgeschlossenen Renovierung wird das Haus am Hauptkanal neben zwei Wohnungen wieder ein italienisches Restaurant in den unteren Räumen beherbergen. Betreiben werden dies Nino und Barbara Bellini, die bislang das Restaurant im Hotel Graf Luckner führen.